Bald Nachhilfe im Umgang mit Computern?

Mathematik, Englisch und Deutsch sind die “Bestseller” in Deutschlands Nachhilfe-Schulen. Kommt bald das Fach “Umgang mit dem Computer” dazu? Mit Blick auf das Ergebnis der Internationale Bildungsstudie ICILS möchte man das fast meinen. Die Studie sieht Deutschland bei der Computernutzung an Schulen auf einem enttäuschenden letzten Platz. Birgit Eickelmann zeigt sich in einem “Zeit”-Interview über dieses schlechte Ergebnis wenig überrascht. Zum einen kritisiert die Leiterin der ICILS-Studie die mangelhafte EDV-Ausstattung an vielen Schulen, zum anderen spiele das Thema in der Lehrerausbildung nur eine untergeordnete Rolle.

Dass Achtklässler mit ihren Computerfähigkeiten trotzdem noch einen Mittelfeldplatz belegen, liegt eher am Training zuhause. Die meisten Kinder sammeln ihre Computererfahrungen außerhalb der Schule. Der Generation der “Digital Natives”, also jenen Menschen, denen der Computer in die Wiege gelegt wird, sagt man generell umfassendes Computer Know-how nach.

 

Warum dann nur ein Mittelfeldrang? Viele Kinder lernen (auch zuhause) nicht, Computer zu verstehen und seine Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen. Spielen, im Internet surfen, Mails verschicken und mit Freunden skypen – viel mehr machen die meisten Kinder und Jugendlichen mit ihrem PC nicht. Texte schreiben, professionell nach Informationen recherchieren, Bilder bearbeiten, Videofilme schneiden, Musikstücke komponieren, Web-Seiten erstellen oder gar eigene kleine Anwendungen programmieren – nur wenige wissen, wie das geht.

Bereits um die Jahrtausendwende sagte ein führender amerikanischer Bildungsexperte, Milleniumkinder, die bei ihrem Eintritt in das Berufsleben keine oder nur wenige Computerkenntnisse besäßen, hätten in vielen Branchen den Status von Analphabeten. Das mag zwar (noch) übertrieben klingen, doch fundierte EDV- und Medienkompetenz werden bald so selbstverständlich sein, wie Englischkenntnisse.

Wenn die Schulen in Sachen Computer nicht schnell (und vor allem richtig) handeln, geht die Schere weiter auseinander. Kinder, deren Eltern einen Computer haben oder die sogar über einen eigenen PC oder Laptop verfügen, sind ihren Mitschülern eine Nasenlänge voraus. Wenn diese Kinder dann von ihren Eltern noch etwas beigebracht bekommen (können), verschieben sich die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz zu Gunster derer, die zuhause gefördert werden. Möglich, dass die Nachhilfe-Schulen mit “EDV” bald ein neues Fach auf dem Stundenplan haben.

Quellen:
Zeit online: Peinliches Studienergebnis für Deutschland
Internationale Bildungsstudie ICILS misst Computerkompetenzen
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