Das “kleine Abitur” ist nicht richtungsweisend

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Viele Eltern sind enttäuscht, wenn der Nachwuchs in der 4. Klasse den Übertritt an das Gymnasium versäumt. Schließlich gilt das Abitur immer noch als der sichere Einstieg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Doch der anvisierte Übertritt sorgte oft für Streit und Ärger. Besonders schulischen “Spätzündern” machte es das frühe Ausleseverfahren nicht leicht. Weil in manchen Bundesländern – allen voran Bayern – mit dem verpassten Übertritt nach der Grundschule der Zug zur allgemeinen Hochschulreife so gut wie abgefahren war, verpassten Kritiker diesem System schnell den Spitznamen “kleines Abitur”. Denn nicht jeder Realschüler hatte das Glück, im bayrisch-hessischen Grenzland um Aschaffenburg zu wohnen. Mit der Mittleren Reife in der Tasche konnte man im benachbarten Hessen direkt in die 11. Klasse Gymnasium einsteigen und nach drei Jahren das “Abi” machen. Den meisten Realschülern im weiß-blauen Freistaat blieb als Sprungbrett zu einer höheren Ausbildung “nur” die Fachoberschule. Ein Jura-, Medizin- oder Lehramts-Studium an einer Universität war mit dem “Fachabitur” aber nicht möglich.

Inzwischen hat sich einiges zum Guten verändert. Eine Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) belegt: Kinder, die  den Übertritt ans Gymnasium im ersten Anlauf verpassen,  sind auf dem Arbeitsmarkt nicht per se benachteiligt. Das IZA bescheinigt dem deutschen Bildungssystem eine sehr hohe Durchlässigkeit. Will heißen: Auf dem Weg zum Abitur stehen den jungen Leuten verschiedene (zweite) Bildungswege offen. Der enorme Druck des unbedingten Übertritts nach vier Schuljahren ist weg. Statt aus Angst vor dem “kleinen Abitur” dem Nachwuchs gleich in der 1. Klasse mit (zu) viel Nachhilfe-Unterricht den Spaß an der Schule zu verderben, haben Kinder (und Eltern) jetzt mehr Ruhe, Talente zu entdecken. Wenn’s dann einmal klemmt, lässt sich mit gezielter, fachbezogener Nachhilfe immer noch an der ein oder anderen Schraube drehen.

 

 

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